Mainz - Stadionbesichtigung

Anregungen aus dem Mainzer Stadionbau Das ist natürlich in jeder Hinsicht eine ganz andere Liga (Fassungsvermögen 33.500) , aber gute Ideen kann man von überall mitnehmen. Deswegen informierten sich verschieden IGS-Mitglieder beim furios gestarteten Erstligisten über Baufortschritte und die Planungen im Allgemeinen. Besonders interessant aus Offenbacher Sicht war die frühzeitige Einbindung von Faninteressen in die Planungen. Dort wurde bei Gesprächsbedarf stets eine Runde mit allen Beteiligten – insbesondere den Fans eingerichtet, unter Leitung eines Vereinsverantwortlichen, der beim Stadionbau eine wichtige Rolle spielt. Um den Fanpositionen Gehör zu verschaffen, mussten wir in Offenbach bekanntlich erst mal eine Interessengemeinschaft gründen. Beeindruckend auch die ca. 12.000 Menschen fassendende Hintertor-Stehtribüne. Dort wird es keine überhohen Werbebanden geben, vor dem Stehrang sogar gar keine, damit Fanbanner aufgehängt werden dürfen. Beziehungsweise wird die Firma „Lotto“ werben, die das Überhängen ihrer Werbung akzeptiert. Für einen weiteren Stehplatzbereich auf der Gegengeraden (in Anlehnung an den Bruchweg, in dem auf gut der Hälfte der Gegengeraden Stehplätze sind) hat man sich eine Klappsitzlösung ausgedacht, die deswegen auch keinen Zaun vor dem Block verlangt. Die Plätze werden aber als Stehplätze verkauft, damit darüber kein Mißverständnis oder Unmut aufkommt, wenn während des Spiels dort gestanden wird. In der Pause oder bei besonders miserablen Spielen (ja, auch das wird man dort wieder erleben) hat man eben dort die Gelegenheit ermattet in den Klappsitz zu sinken… Die Räume für das Fanprojekt und den Fantreff sind großzügig und praktisch angelegt, ganz in der Ecke und am Rand der Haupttribüne. Direkt daneben und in einer offenen Ecke zwischen Haupt- und Hintertor-Fantribüne entsteht eine Fankneipe, die man auch unter der Woche betreiben will. Und das, obwohl das Stadion auf freiem Acker zwischen Stadtrand und der Autobahn steht. Wir werden den Betrieb mit besonderem Interesse verfolgen, weil man in Offenbach bislang der Ansicht ist, dass sich eine Gaststätte nicht lohnen würde. Nun gut, derzeit haben die Mainzer ein paar mehr Zuschauer, aber dafür liegt die Coface-Arena (nur um den „offiziellen“ Namen der Vollständigkeit halber mal zu erwähnen) eben auch ganz schön außerhalb. Bezüglich des Neubaus am Bieberer Berg ist das Mainzer Eckenkonzept von besonderem Interesse. Die Ecken sind zwar überdacht, aber mit Glas und in der Senkrechten bis auf wohl zwei Anzeigentafeln frei, so dass hier quasi ein Viertribünenstadion errichtet wird, dass durch überdachte Ecken trotzdem jeden Komfort bietet. Dies wäre aus unserer Sicht ein Kompromiss, der auch in Offenbach Tradition und Moderne verbinden könnte. Nur eines gefiel uns ganz und gar nicht und wird hoffentlich nicht so umgesetzt: Das Gästekonzept wirkt vorn vorne rein sehr repressiv. Angeblich gibt es keinen Durchgang im Umlauf des Stadions und die Gäste sind somit eingesperrt. Ein „Sicherheitskonzept“, was leider auch in Offenbach bislang seine Anwendung findet (oder auch finden muss, weil es früher Sitte war auch aus sportlichem Ärger den Gästeblock zu bestürmen?) , wie auch in Gelsenkirchen, aber in der Nachbarschaft oder beispielsweise in Hamburg völlig anderes umgesetzt wird: Hier ist erst einmal der Umlauf und freies Bewegen möglich und erst bei Problemen kann der Gästebereich abgesperrt werden. Passend dazu sind die Busvorfahrtsmöglichkeiten bis vor den Gästeblock und der Stadioneingang. Falls wir also dort mal wieder spielen, müssen wir direkt in einen niedrigen Tunnel der uns in den Gästeblock führt. So wurde das auch in Aachen gebaut, so muss es unserer Ansicht nach aber höchstens bei Risikospielen sein. Interessante Einblicke lieferten auch der Rohbau der Gefängniszellen und das dafür vorgesehene WC, derzeit nur ausgeschildert für „Herren“. Gut zu wissen, dass man die Inhaftierung von weiblichen Fans derzeit nicht plant ;-) Das Mainzer Stadion soll übrigens schon in der nächsten Saison bespielt werden. Weil man aus anderen Standorten die erschreckende Erkenntnis gewann, dass die jeweiligen Teams im neuen Stadion zu Beginn stets eine Negativserie hinlegten, hat man sich in Mainz Gedanken darüber gemacht, wie man vor Saisonbeginn 2011/2012 etwas Stallgeruch in den Neubau bringen kann. Nur ein Gerücht ist es bisher, dass man für Ultragruppen aller Ligen einen Spray- und Aufkleber-Event organisieren möchte und für möglichst viel Patina an Beton und Metall zu sorgen. Wahr hingegen ist, dass man ab April nächsten Jahres verschwitzte Trikots und benutzte Schuhe der Bruchwegboys in der Kabine hängen lassen wird, um den typischen Neu-Geruch zu vertreiben. Womöglich sollen auch schon Spiele und Training dort wegen der Eingewöhnung stattfinden – quasi vor der offiziellen Einweihung. Auch wenn letzteres auch für unsere Kickers bedenkenswert erscheint, haben wir uns entschlossen der Stadt und dem OFC erstmal nur knapp über unsere letztlich positiven Eindrücke des Mainzer Neubaus zu informieren. Über Eckenkonzept, Banner und Fankneipe informierten wir die Verantwortlichen. Weitere Infos: http://www.coface-arena.de/