Man baut nur einmal im Leben ein Stadion - Die K-Frage lösen!

 

Nun in der Endphase der Ausschreibung möchten wir als Interessengemeinschaft Stadionbau (IGS e.V.) nochmals auf einige entscheidende Aspekte hinweisen, welche die Verantwortlichen für den Stadionbau hoffentlich im Sinne der Sache berücksichtigen werden.
Aufgrund des gewählten Ausschreibungsverfahrens finden Diskussionen und letztlich die Entscheidung über Aussehen und Ausführung des zu bauenden neuen Stadions hinter verschlossenen Türen statt. Dennoch wurde uns mehrfach von den in diesem Prozess beteiligten städtischen Verantwortlichen der städtischen Stadtwerke Offenbach Holding (SOH) sowie vom OFC glaubhaft versichert, dass viele unserer Anliegen berücksichtigt wurden, die wir in einem Positionspapier im März diesen Jahres veröffentlich hatten (siehe hier).
„Berücksichtigt“ meint, sie wurden teils in der Ausschreibung des Bauvorhabens formuliert und abgefragt, auf die sich die verschiedenen Bauunternehmen bewerben konnten (Modell und Kostenrahmen einreichen).
Die Entscheidung über das letztendliche Modell und das den Bau durchführende Unternehmen dürfte sich auf der Zielgerade befinden. Deswegen übermittelten wir dem Oberbürgermeister der Stadt Offenbach jüngst unsere wichtigsten Anliegen und informierten ihn über die entsprechenden Debatten, die in der interessierten Kickers-Anhängerschaft geführt werden.
Wir kennen OB Horst Schneider als leidenschaftlichen OFC-Anhänger und sind deswegen davon überzeugt, dass er die Fan-Anliegen nachvollziehen und mit aller Kraft unterstützen wird.

 in Unsere Heimat bleibt der Bieberer Berg
Das Stadion am Bieberer Berg existiert seit dem Jahr 1921. Immer wieder wurden Teile verändert. Einiges, wie die ehrwürdige Stehtribüne der Gegengeraden, steht schon seit Ende der 1950er-Jahre. Seitens des treuen OFC-Anhangs besteht eine hohe Identifikation mit diesem Stadion, das für viele Fans des OFC auch eine Art Heimat darstellt. Von daher beschäftigt der Stadionneubau den Anhang. Während die einen in gespannter Erwartung auf etwas Neues sind, sorgen sich aber auch viele langjährige Anhänger insbesondere deswegen, weil sich die wenigsten vorstellen können, dass man für die verhältnismäßige geringe Summe ein Stadion bekommt, das aus heutiger Sicht nicht nur moderner, sondern auf eine wenn auch neue Art und Weise sogar besser ist.

Von daher möchten wir auch hier erneut auf zwei der wichtigsten Wünsche/Forderungen hinweisen, die sich bei der großen Umfrage unter den Stadionbesuchern (1700 Teilnehmer in nur drei Wochen, zu Beginn des Jahres 2010) sowie bei der vielbeachteten Aktion „Wünsche an den Neubau“ auf unserer Website herauskristallisierten.
Sehr leidenschaftlich wird aktuell in den Fanforen wie auch bei den regelmäßigen IGS-Sitzungen die Frage der Stadiongröße diskutiert, und zwar bezüglich der einzelnen Tribünen und deren Höhe sowie hinsichtlich der Gesamtkapazität.

Stadion1 in Kapazität – die K-Frage
„Niemand verkleinert zuhause sein Wohnzimmer um fast die Hälfte, weil er davon ausgeht, dass er die nächsten Jahre nicht mehr so häufig Besuch erhält.“
Eine Mehrheit der OFC-Fans wünscht sich eine Kapazität, die nicht unter 20.000 Zuschauern liegt. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen scheint es wie ein beinahe rückwärts gerichtetes Signal, als ob man nicht mehr an bessere Zeiten glauben würde, wenn man die Kapazität des Bieberer Berges auf 18.000 reduzieren würde. Wir alle haben erlebt, wie beeindruckend erst kürzlich ein ausverkauftes Haus gegen Borussia Dortmund war und es auch gegen den 1. FC Nürnberg wieder sein wird. Zudem hätte eine derart niedrige Kapazität natürlich Auswirkung auf die Gesamtwirkung des Stadions. Wir möchten uns beispielsweise nicht vorstellen, wenn die neuen Tribünen in deutlich reduzierter Höhe oder sehr geringer Tiefe errichtet würden. Ein kleines „geducktes“ Stadion wie in Ingolstadt oder gar in Wehen (die Bezeichnung „Stadion“ verdient dieses Bauwerk eigentlich nicht) wäre furchtbar.

Natürlich wissen wir auch um die Argumente für ein 18.000-Menschen-Stadion. Der derzeitige (und vergangene) Zuschauerschnitt in der Liga trotz sportlichem Erfolg ist nicht gerade erfreulich. Auch wirkt sich das Verhältnis der Steh- zu Sitzplätzen negativ auf die Einnahmesituation des Vereins aus. Dies bescherte dem OFC schon in der Vergangenheit bescheidene Umsätze im Vergleich zu manchem Ligakonkurrenten und verändert sich auch sicher bei einem denkbaren Anteil von 7000 Stehplätzen bei einer Gesamtkapazität von 18.000 nicht entscheidend. Zudem sind die Überlegungen seitens des Vereins im wirtschaftlichen Sinne sicher nachvollziehbar, eine gewisse Verknappung führe auch zu einer gesteigerten Nachfrage bezüglich Dauerkarten oder Tickets im Vorverkauf.

Doch: Wir wären nicht Fans des OFC, wenn wir keine Hoffnungen auf eine bessere Zukunft hätten! Schließlich wurde der Neubau auch vorangetrieben, um dem OFC neue Zuschauerschichten zu erschließen. Zudem wuchsen wir quasi alle in einem Stadion auf, in das einst fast 30.000 Zuschauer hineinpassten.
Jetzt beim Neubau 2.000 bis 3.000 Plätze mehr mit einzuplanen ist mit Sicherheit kostengünstiger als später zu erweitern.

Stadion2 in Charakter des Bieberer Berg/Erhalt Flutlichtmasten
Wir alle wissen, dass der unwiderstehliche Flair und die vielgerühmte und legendäre Atmosphäre des Bieberer Berges erst einmal Geschichte sein werden, sobald die erste alte Tribüne abgerissen ist.
Von daher halten wir es für erforderlich, dass möglichst viele historische Bezüge und Gestaltungselemente aus dem ehrwürdigen Bieber Berg mit ins neue Stadion eingebracht werden. Seien es die Denkmäler oder auch die Comicwand. Am symbolträchtigsten sind sicher die alten Flutlichtmasten, die einem seit jeher Orientierung geben. Man bekommt schon bei der Anfahrt auf den Bieberer Berg Gänsehaut, wenn sie weit über die Landschaft hinaus erstrahlen. Eine Mehrheit der OFC-Fans hat sich für den Erhalt der symbolträchtigen und über Offenbach hinaus bekannten Flutlichtmasten ausgesprochen – der „Offenbacher Eiffeltürme“, wie es das Fanmagazin ERWIN einst formulierte.

Zudem sollte die Absicht, die durch den Bauherren, den Verein und den neuen Namensgeber (Sparda Bank) klar formuliert wurde, nämlich in Offenbach keine weitere „Einheits-Arena“ zu errichten, dadurch mit Leben erfüllt werden, dass der Charakter des Bieberer Berges erhalten wird – sprich: der „englische Stil“ des Stadions, ein „Vier-Tribünen-Stadion“ mit offenen Ecken.

Unsere Vorstellungen sind keineswegs utopisch
Der OFC ist ein bedeutender, wenn nicht sogar DER Imagefaktor der Stadt. Der Stadionneubau ist für Kickers Offenbach von eminenter wirtschaftlicher Bedeutung. Die Mehrheit der Fans und Mitglieder sind aus dieser Einsicht zu einigen Kompromissen bereit. Allerdings hoffen wir, dass nun im Auswahlverfahren ein Stadionmodell berücksichtigt wird, das uns allen den Abschied vom einmaligen Bieberer Berg leichter macht. Ein schmuckloser Einheitsbau aus Blech und Fertigteilen ohne Bezüge zum traditionsreichen Stadion würde auf wenig Gegenliebe und Akzeptanz in der Fanszene stoßen.
Derzeit sieht man es an anderen Orten und vielen anderen Bauvorhaben, was passiert, wenn man einen Großteil der ebenfalls Betroffenen bzw. Nutzer außen vor lässt oder gar meint, Transparenz und Mitbestimmung führe ohnehin nicht zu Ergebnissen.
Wir als IGS haben Fanwünsche gesammelt und sie stellvertretend für viele Einzelmeinungen zu Papier gebracht. Eine Fanbeteiligung – wenn auch nur indirekt – an diesem Stadionprojekt war anfangs nicht vorgesehen. Von daher mussten erst wir eine Faninitiative gründen und haben den dadurch angeregten konstruktiven Dialog mit Stadt und Verein geführt.

Wir hoffen, dass unsere Wünsche, Forderungen und Anregungen dazu beitragen, dass dieser Stadionneubau alle Beteiligten zufriedenstellt, egal ob Bürger und Bürgerinnen der Stadt; Verantwortliche, Mitglieder, Fans und Sponsoren der Offenbacher Kickers oder die städtischen Verantwortlichen für den Stadionneubau.

Offenbach, den 2.12.2010
Für die IGS
Bernd Stevermüer, Peter Rottschalk und Volker Goll