Besser, als erwartet…

Bericht von der Pressekonferenz am Mittwochmorgen Von O.G., OFC-Fan und Mitglied bei der IGS

… viel besser, als befürchtet – aber (erwartungsgemäß) nicht so gut wie erträumt. Das ist mein persönliches Fazit der heutigen Pressekonferenz zur Vorstellung des „Sparda-Bank-Hessen-Stadions am Bieberer Berg“.
Und das sind die (geplanten) Zahlen & Fakten (Stand Januar 2011):
Vier-Tribünenstadion für ca. 20.500 Zuschauer davon ca. 10.500 Sitzplätze (8.500 Heim, 1.100 Gäste, 800 Buisness, 120 Loge, 40 Rollstuhlplätze) und ca. 10.100 Stehplätze (8.300 Heim, 1.800 Gäste) Es wird 10 Logen geben, 11 Kioske (2 auf der Haupttribüne, auf jeder anderen Tribüne 3).
Zur Bieberer Straße hin entsteht mit der Haupttribüne ein rot verklinkerter Verwaltungstrakt. Das Tribünendach wird 21 Meter über dem Spielfeld liegen und eine integrierte Flutlichtanlage tragen.
Bauzeit: Februar 2011 bis Sommer 2012
Sonstige Nutzung: Kinderbetreuung, Umkleiden für die Jugendmannschaften, Geschäftsstelle der Kickers und Büros der SBB.
In den Verwaltungstrakt werden eine Filiale der Sparda-Bank, der Fanshop und ein Backshop einziehen.


Aber der Reihe nach. Die Pressekonferenz fand vor ca. 100 geladenen Gästen in den Räumen der Sparda-Bank Hessen e.G. in Frankfurt statt. Geladen waren unter anderem Vertreter der SOH, der SBB, der Stadt Offenbach, des Vereins, des Bauunternehmers und zwei Vertreter der Interessengemeinschaft Stadionbau e.V. (u.a. ich).
Zunächst gab Herr Walther von der SBB bekannt, dass man sich unter 5 Bewerbern für die Fa. Bremer als Totalübernehmer entschieden habe. Man baue ein Stadion, das „die langfristige Basis für bundesligatauglichen Fußball in Offenbach biete, die besondere Atmosphäre des Bieberer Berges erhalte, zu Offenbach passe und für Offenbach werbe.“ Bei alldem bleibe man im Rahmen der veranschlagten 25 Mio. Euro netto. Auf Nachfrage erklärte Herr Walther, dass es sich hierbei im wesentlichen um einen „Festpreis“ handelt, d.h. Mehrkosten gehen zu Lasten des Totalübernehmers.
Im Anschluss wurde ein animierter Videofilm gezeigt, in dem das neue Stadion vorgestellt wurde. In Ergänzung zu deisem Film erläuterte Herr Walther die Eckpunkte des neuen Stadions:
• Englischer Stil (d.h. es handelt sich um ein 4-Tribünen-Stadion mit offenen Ecken)

• steile Ränge (dadurch rückt die Haupttribüne von bisher 14 m auf 6 m ans Spielfeld heran)

• Gegengerade mit ca. 8.500 Stehplätzen • insgesamt ca. 20.500 Zuschauer

• spätere Erweiterung möglich (im Bereich der Gegengeraden und der Haupttribüne; beide Hintertortribünen werden bereits voll ausgebaut)

Anschließend stellte Herr Peschers vom Institut für Sportstättenberatung (IFS) die bereits oben genannten Zahlen und Fakten vor. Die neue Haupttribüne wird (wie erwähnt) dichter ans Spielfeld rücken. Durch die steile Bauweise, wird der Abstand zur Bieberer Straße von jetzt 12 m auf dann 17 m vergrößert. Desweiteren wird das Stadion nicht „eingezäunt“, so dass die Freifläche vor der Haupttribüne frei bleibt.
Die Rasenheizung bleibt erhalten, da das Spielfeld nicht verlegt wird.
Auf dem bisherigen Kunstrasenplatz werden in Zukunft Feuerwehr und Polizei Aufstellung nehmen. Dadurch wird die Buswendeschleife frei und kann wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt werden, was eine Verbesserung des ÖPNV-Angebotes ermöglicht.
Dort wo sich bisher der Hartplatz befindet, entsteht ein VIP-Parkplatz mit 350 Stellplätzen. Ein Teil des bisherigen VIP-Parkplatzes wird Medien-Stellplatz.
Die Zugänge zum Stadion für die Fans bleiben weitestgehend so, wie sie jetzt sind. Die Aufgänge zu den Tribünen befinden sich jeweils in den Ecken.
Die Jugendumkleidekabinen werden sich unterhalb der Gegengerade befinden. Die Heim- und Gästekabinen unter der Haupttribüne.

Zu den einzelnen Tribünen sagte Herr Peschers folgendes:
Die Hauptribüne erhält ca. 2.500 „normale“ Sitzplätze, dazu ca. 800 Buisness-Seats sowie 120 Logenplätze in 10 Logen. Weiter befinden sich in der Haupttribüne im Erdgeschoss der Fanshop, die Bankfiliale, der Backshop und die Kinderbetreuung. Im 1. OG befinden sich die Räume für die Presse, die Polizeiwache, die Büros des OFC und der SBB. Im 2. OG befinden sich die Logen sowie 2 je 600m² große VIP-Bereiche. Zusätzlich wird die Haupttribüne ein nur im Rohbau fertiggestelltes 3. OG erhalten. Hier ist Platz für den späteren Ausbau (z.B. durch weitere Logen oder aber auch evtl. Integration von z.B. Physiotherapiepraxis). Bereits ausgebaut werden im 3. OG die „Sicherheitslogen“ für Polizei, Ordnungsdienst und Feuerwehr.

Die Westtribüne (ehemals Stahlrohr) wird im vorderen Teil (zur Haupttribüne hin) ca 2.000 Heimsitzplätze erhalten. Daran schließen sich ca. 1.100 Gästesitzplätze sowie ca. 1.800 Gästestehplätze an. Der Gästebereich wird also verschoben in Richtung Gegengerade. Dies hängt unter anderem auch damit zusammen, dass der Gästezugang ausschließlich durch den Leonhard-Eißnert-Park erfolgen soll.

Die Gegengerade soll als einzige Tribüne nicht gleich voll ausgebaut werden. Hier sind ca. 8.300 – 8.500 Stehplätze vorgesehen. Da Platz gelassen wird für einen späteren Ausbau, wird das Dach ca. 6 m über der letzten Tribünenstufe beginnen. Die Tribüne soll nach Hinten geschlossen werden, um die Akustik zu verbessern und die Wetterfestigkeit zu gewährleisten. Wie dies genau gestehen soll ist jedoch noch offen.

Die Osttribüne wird voll ausgebaut mit ca. 4.000 Sitzplätzen.

Im Anschluss stellte Herr Weber von der Sparda-Bank das neue Logo für das Stadion vor. Da dieses einen Flutlichtmast enthält, erklrärte er, die Sparda-Bank setze sich für den Erhalt eines Flutlichtmasten ein. Allerdings ist die Finanzierung dafür (ca. 120.000 Euro) noch offen. Dies wird zu einem späteren Zeitpunkt zu klären sein. Der Erhalt des zweiten Flutlichtmasten ist wohl nur mit noch höheren Kosten möglich, da sich dieser auf Grund bestehender Versorgungsschächte nicht so leicht versetzen läßt, wie der erste. Ein Erhalt beider Flutlichtmasten ist damit so gut wie ausgeschlossen, der Erhalt eines Masten jedoch möglich.

Oberbürgermeister Schneider erklärte, der OFC sei „das entscheidende Marketinginstrument der Stadt Offenbach“. Weiter sagte er auf Nachfrage, das ein Umbau der Y-Tangente nicht notwendig sei.

Danach sprach Thomas Kalt als Vertreter des OFC. Er erklärte, dass das Stadion dem OFC die erforderliche Zukunftsperspektive biete. Die Miete bewege sich mit 471.000 Euro p.A. in einem Bereich, der weniger als das Doppelte der bisherigen Unterhaltskosten ausmache. Den Mehrbetrag könne der OFC jedoch durch die Vermarktung der Logen leicht aufbringen, so dass alles weitere (Buisness-Seats, mehr Sitzplätze, bessere Werbeflächen) Zusatzeinnahmen darstellen.

Abschließend stellte Herr Walther kurz den weiteren vorgesehen Zeitplan vor. Vorgesehen ist ein Umbau während des laufenden Spielbetriebes mit Fertigstellung bis zur Sommerpause 2012. Begonnen werden soll mit der Haupttribüne (Februar 2011 – Dezember 2011) sowie der Stahlrohrtribüne (Februar 2011 – August 2011). Anschließend folgt die Waldemar-Klein-Tribüne (Mai 2011 – Dezember 2011) und zum Abschluss die Henningertribüne (Oktober 2011 – Juni 2012).

Alles in allem bleibt das Fazit: Es hätte schlimmer kommen können. Wesentliche Punkte der Forderungen der IGS wurden beachtet. Hierzu zählen die hohe Kapazität von Beginn an (evtl. auch ein Erfolg des IGS-Briefes an den OB und des offenen Briefes diverser Fangruppen), die Gegengerade als reine Stehtribüne, der Stil als englisches Stadion mit 4 Tribünen, die Integration einer Kinderbetreuung,… Ob der Erhalt zumindest eines Flutlichtmasten gelingt, bleibt abzuwarten, die Chancen stehen aber ganz gut.
Problematisch könnte sich die Akustik auf der neuen Waldemar-Klein-Tribüne herausstellen, da das Dach hier sehr hoch hängt (vgl. Paderborn). Auch die Ausgestaltung des Flutlichts auf dem Dach (ähnlich wie in Ingolstadt) ist aus ästhetischer Sicht sicherlich nicht die optimale Lösung.
Fest steht aber, dass sich die Arbeit der IGS ausgezahlt hat. Und dass es sich bei den Versprechungen von SBB, Sparda-Bank und Stadt, auf die Interessen der Fans zu achten, nicht um bloße Lippenbekenntnisse handelt. Beispielhaft hierfür steht das Logo des neuen Stadions, das einen der alten Flutlichtmasten enthält.

Die Arbeit der IGS ist jetzt nicht beendet, sie geht sozusagen von neuem los, da noch viele Detailfragen zu klären sind. Herr Walther hat bereits angekündigt, dass er hierbei weiter auf die Zusammenarbeit mit der IGS setzt.

Und wenn das Stadion steht, ist es an den Fans, dem Neubau den „Geist des Bieberer Bergs“ einzuhauchen!